Viele von euch haben inzwischen wahrscheinlich mitbekommen, dass ich ein Kongress-Junkie bin. Falls nicht – jetzt wisst ihr es. So kommt es, dass ich immer wieder über wichtige Inhalte stolpere, die ich in die Welt posaunen möchte. Das ist mir auch beim Interview von Susann Goldau mit Kyra Hoffmann über Jod so ergangen. Deshalb habe ich mich hingesetzt und einen Teil des Inhalt etwas strukturiert, um ihn mit euch zu teilen.
Ein herzliches Danke übrigens an Susann, die Autoimmunkongress sowie Hashimotokongress veranstaltet hat. Beide haben mich sehr bereichert!
Was hat es nun mit dem Jod auf sich?
Eigentlich sollten wir uns doch vor Industrieabfallprodukten schützen, die sind nicht gut für uns. Deshalb meiden wir besser jodiertes Salz. So denken manche, weil sie Berichte über jodiertes Salz aus den USA gelesen haben, oder sehr heftig auf Jod reagieren. Kyra Hoffmann ging auf diesen Punkt nur kurz ein, und meinte bei uns sei es üblich, unbedenkliches Jodat zu verwenden, das im Darm zu Jodid umgewandelt wird.
Gut so, darum haben wir nämlich keine Kröpfe mehr und sind alle wunderbar mit Jod versorgt!
So denken andere. Frau Hoffmann erklärte, dass wir über das jodierte Kochsalz etwa die Hälfte des vom Staat empfohlenen Jodbedarfes decken. Sie gibt an, dass im Schnitt etwa 6 Gramm Salz pro Tag gegessen werden, die in jodierter Form 100-125 μg Jod enthalten. Empfohlen werden 200 μg pro Tag.
Das bedeutet, selbst wenn wir jodiertes Speisesalz verwenden ist es schwierig, darüber den Jodbedarf zu decken. Achten wir allerdings darauf, jodhaltige Lebensmittel in unseren Speiseplan zu integrieren, kommen wir spielend leicht auf ein Milligramm pro Tag.
Ich mixe mir die Algen jetzt einfach in meine morgendlichen grünen Smoothies, und bemerkte auch tatsächlich schon nach wenigen Tagen gesundheitliche Verbesserungen!
In Japan werden übrigens zwischen 3 und 23 mg am Tag nur über Nahrung aufgenommen.
Dazu kommt, dass der tatsächliche Jod-Bedarf wahrscheinlich deutlich höher liegt, als die Empfehlung vermuten lässt!
Mit der Empfehlung von 200 μg Jod pro Tag werden schweren Schilddrüsenerkrankungen, wie etwa der Kropfbildung oder Kretinismus („Verblödung“), vorgebeugt. Das ist in etwa so, als würden wir nur so viel Vitamin C zu uns nehmen, dass wir keinen Skorbut entwickeln. Weniger schlau, wenn wir gesund sein wollen.
Dazu kommt, dass Jod nachweislich den IQ beeinflusst.
Nochmal kurz zurück zum Salz.
Konventionelles Kochsalz wäre nicht wegen der Jodierung problematisch, sondern vor allem auch wegen der Rieselhilfen, die teils Aluminium enthalten. Entsprechend ist es schon sinnvoll, Alternativen zu schaffen. Frau Hoffmann erzählt uns von ihrem selbstgemachten „Jodsalz“ – Meersalz mit Algen.
Meersalz selbst enthält nämlich aufgrund der Verarbeitungsprozesse kein Jod mehr. Im Meerwasser ist es reichlich enthalten, im Salz dann kaum mehr.
Tiere und Pflanzen des Meeres hingegen enthalten reichlich Jod.
Steinsalz hat einen sehr niedrigen Jodgehalt, und auch unsere Böden sind jodarm.
Bei Weston Price sahen wir, dass auch unter Naturvölkern das Wissen um die Wichtigkeit von Jod zumindest indirekt vorhanden ist. Teilweise wandern die Menschen tagelang, um Nahrung aus dem Meer nach Hause zu holen. Um Kropfbildung vorzubeugen.
Da Algen mit Abstand das meiste Jod enthalten, ist es recht leicht möglich, über die Nahrung genug davon aufzunehmen.
Wer lieber Pillen oder Kapseln schluckt, kann sich mit Algenpräparaten behelfen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Algen und Fische in sauberen Meeresregionen geerntet bzw. gefangen werden. Bei Fisch ist auch ratsam, keine geschützten Arten weiter zu dezimieren. Auf den Homepages von Greenpeace und WWF gibt es entsprechende Überblicke.
Am sichersten ist es natürlich, Laborberichte anzufordern und den Schwermetallgehalt zu kontrollieren.
Und wozu brauchen wir Jod nun? Bin ich gut versorgt, wenn mein Hals normal aussieht?
Fast jede Zelle braucht dieses Element. Die Mitochondrien, unsere Zellkraftwerke, sind sehr stark abhängig von dem Aktivator T3. In der Schilddrüse bilden wir aus mehreren Jod-Atomen und Thyrosin das Prohormon Thyroxin, auch T4 genannt. Dieses wird dann vor allem von der Leber und den Nieren in seine aktive Form, T3 umgewandelt.
Randnotiz: Bei schlechter Nieren- und Leberfunktion kann es also zu einem niedrigen T3-Spiegel kommen, obwohl genug T4 produziert wird. Für diesen Umwandlungsprozess wird unter anderem Selen benötigt.
Fehlt also T3, kommen die Mitochondrien, unsere Zellkraftwerke, nicht richtig auf Touren.
Es kann kaum ATP produziert werden. ATP ist mit Treibstoff für alle anderen Zellen gleichzusetzen, ohne es läuft nichts. Auch nicht die Transportsysteme, die Jod in die Zellen schleusen.
Also nochmal abgespeckt: Die Schilddrüse braucht Jod, um mit einem Zwischenschritt den Stoff herzustellen, der die Mitochondrien zur Arbeit ruft. Die Mitochondrien produzieren dann Treibstoff für alles andere. Auch den Treibstoff den die „Jod-Rolltreppen“ brauchen, um Jod in die Zellen zu bringen.
Zum Beispiel Schilddrüsen-Zellen. Bei Jodmangel kann sie die Mitochondrien nicht antreiben, und bei Zelltreibstoff-Mangel (ATP-Mangel) kann sie das Jod nicht in die Schilddrüsenzellen bringen.
Ein Teufelskreis, der mit Fingerspitzengefühl durchbrochen werden will.
In welchen Geweben wird noch Jod benötigt?
Die Schilddrüse braucht das meiste Jod, nämlich etwa 50% des Bedarfes.
Die Brustdrüsen brauchen Jod. Je nach Volumen des Brustdrüsengewebes wird mehr oder weniger benötigt. Hat eine stillende Frau zu wenig Milch, kann ein Jodmangel die Ursache sein. Kühen wird Jod ins Futter gemischt,damit sie viel Milch geben. Funktioniert oft auch beim Menschen.
Die Eierstöcke brauchen Jod. Bei Jodmangel treten oft Fertilitätsschwierigkeiten oder Fehlgeburten auf. Während des Stillens und der fruchtbaren Jahre ist der Jodbedarf entsprechend erhöht.
Der Magen-Darm-Trakt braucht Jod, vor allem die Magenschleimhaut. Bei Autoimmun-Gastritis sollte also Jod als möglicher Faktor einbezogen werden. Wie bei allen anderen Verdauungs-Themen.
Die Nebennieren brauchen Jod. Sie produzieren unter anderem Adrenalin und Dopamin. Diese Neurotransmitter stimulieren uns, sie wirken erregend. Fehlen sie, sind wir müde, matt und antriebslos.
Die Haut braucht Jod, und kann es aufnehmen. Ohne wird sie trocken und spröde. Das spricht für langes Baden im Meer!
Das Gehirn und Nervensystem brauchen Jod. Jod trägt zur Gesunderhaltung der Myelin-Schicht bei. Myelin ummantelt unsere Nerven-Axone (die Arme). Es wirkt isolierend, sodass die elektrische Reizleitung gut funktioniert.
Der Plexus choroideus braucht Jod, um Liquor zu produzieren. Liquor ist die Flüssigkeit, die unser Rückenmark umspült. Sie wird in einem Bereich des Gehirns gebildet, der ebenfalls auf Jod angewiesen ist.
Die Speicheldrüsen brauchen Jod. Wenn sie nicht genug Jod zur Verfügung haben, leiden wir unter trockenem Mund, oder der ph-Wert des Speichels stimmt nicht. Wenn der ph-Wert des Speichels nicht stimmt, werden die Zähne anfälliger für Karies.
Jod gehört übrigens zu den Halogenen. Fluor auch. Fluor blockiert die Jod-Rezeptoren.
Das tun auch Brom, Chlor und Astat.
Nun frage ich mich, wenn Fluor vor Karies schützen und die Zähne härten soll, aber die gesunde Regulation der Zähne über den Speichel behindert, ist es dann schlau, Fluor zu benutzen? Oder reiten wir uns so nur weiter in die Misere? Wäre es nicht wichtiger, für gesunden Speichel zu sorgen? Der natürlich auch mit Calcium und Magnesium gesättigt sein sollte, um die Zähne zu mineralisieren.
Wir haben ordentlich Sand im Getriebe, wenn Jod fehlt.
Beim Verdacht auf Mangel mal eben hochdosiert Jod aufzufüllen ist allerdings keine gute Idee. Erst sollte geklärt werden, wie stark die toxische Belastung des Körpers ist, da Jod auch die Entgiftung anregt. Ob eine Stoffwechselströung wie HPU oder KPU vorliegt ist ebenfalls relevant, da diese die körpereigene Entgiftung behindern.
Zudem ist es möglich, dass der Körper Antikörper gegen die „Jod-Rolltreppen“ produziert hat. Dann käme das Jod nicht in den Zellen an, egal wieviel supplementiert wird.
Bei einer schwachen Nierenfunktion kann eventuell überschüssiges Jod auch nicht ausreichend ausgeschieden werden. Eine Überdosis kann unter anderem zum Hörsturz führen.
Während eines Hashimoto-Schubs oder bei Basedow sollte ebenfalls kein Jod gegeben, sondern erst die Entzündung bewältigt werden. Das zusätzliche Jod würde ein überfordertes Organ, hier die Schilddrüse, noch weiter peitschen.
Ja Himmelherrgott, was sollen wir denn dann tun?!
Langsam machen.
Bei allem, was lange nicht da war und nun zugeführt werden soll tun wir uns einen Gefallen, wenn wir langsam machen. Sanftes Austesten, ein vorsichtiges Einschleichen, bei dem jederzeit ein Schrittchen zurück gemacht werden kann.
Kyra Hoffmann empfiehlt, bei Schilddrüsenerkrankungen immer, ansonsten ab einer Dosis von etwa 1 mg pro Tag therapeutische Begleitung in Anspruch zu nehmen.
Wer gern austesten möchte, ob ein Jodmangel besteht, hat verschiedene Möglichkeiten.
Einerseits kann der Ellenbogen-Test Hinweise geben. Dabei siehst du einfach nach, ob dein Ellenbogen butterweich ist, wie der eines Babys. Ist er das nicht, liegt wahrscheinlich ein Mangel vor.
Weiters ist die Basal-Temperatur ein Indikator. Also die Körpertemperatur vor dem morgendlichen Aufstehen, oral, anal oder vaginal gemessen. Bei Frauen zählt hier der Wert der ersten Zyklushälfte.
Leiden wir unter Mangel, haben wir meiste eine zu niedrige Körertemperatur. Der optimale Bereich liegt zwischen 36.7 und 37.0 Grad Celsius.
Die Körpertemperatur wird reguliert über Gehirn, Nebenniere und Schilddrüse. Alle brauchen Jod.
Als Labortest eignet sich der Jod-Sättigungstest. Das ist momentan der genaueste Test.
Übrigens schützt und unterstützt Jod bei Brustkrebs und schlechten PAP-Werten.
Es wirkt auch antiviral, und könnte uns so beim Ausheilen einer Eppstein-Barr-Virus-Infektion helfen.
Kyra Hoffmann berichtete von „geistiger Retardierung“ nach ihrer ersten Schwangerschaft, von anderen „Still-Demenz“ genannt. Diese führt sie auf Jodmangel zurück. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes war sie gut mit Jod versorgt, hatte keinen Haarausfall und keinerlei demenzartige Symptome.
Bei Problemen mit Fruchtbarkeit oder Milchproduktion kann Jod die Lösung sein. Frau Hoffmann erzählte von etlichen „Jod-Babys“ in ihrer Praxis, die nach teils endlosem Spießruten-Lauf durch Kinderwunschkliniken dank Jod-Supplementation endlich in den Armen ihrer Eltern lagen.
Ein Wundermittel?
Eines von vielen. Wir brauchen von allem ein bisschen, damit der Laden läuft. Jod haben wir nur lange vernachlässigt.
Neueste Artikel von Mira Morgentau (alle ansehen)
- Körper im Burnout – Gastartikel von Kati Bauer zu Nebennierenschwäche - 10. Februar 2021
- Sabines Sohn starb mit 13 Jahren – Was hat das verändert? - 4. Dezember 2020
- Sieben Frauen teilen Corona-Geburtsbericht – Wie war’s? - 25. November 2020
Ich finde Meersalz auch nicht mehr Sinnvoll, nachdem was alles ins Meer geschmissen wird.
Ich benutze Ur-Salz und für Jod Lugolscher Lösung und Kelp Algenpulver.
Ja, man muss schon ordentlich schauen, woher man Lebensmittel bezieht. Allerdings gibt es im Meer noch saubere Bereiche. Von dort kommen dann zB auch die biozertifizierten Kelp-Algen.
Hm … Jod hat mich nie sonderlich angesprochen, einfach vom Gefühl her.
Speisesalz gab es in meiner Familie noch nie und ich hab das auch nicht fortgeführt. Allerdings komme ich, bis auf die sporadisches Norialgen nicht wirklich an Meeresgemüse heran.
Vielleicht wäre das mal eine Idee. Denn ich habe eine niedrige Körpertemperatur – da ich auch natürlich verhüte und meinen Zyklus beobachte weiß ich das und außerdem nie Fieber.
Spannend. Da muss ich mich mal näher mit beschäftigen. Vielen Dank!
Gerne!
Es kann auch sein, dass das Jod dich zu sehr anheizt, und du erst eine gute Basis schaffen musst, auf derer dein Körper das Jod aus Algen etc dann gut verwerten kann 🙂
Viel Freude beim Erforschen!
Hochinteressantes Thema. Ich frage mich , welcher Arzt dabei unterstützen kann (Fachrichtung ) . Ich habe eine Schilddrüsenproblematik und würde ungern auf eigene Faust experimentieren .
Bei Berndt Rieger oder Kyra Kauffmann sollten sich Therapeuten-Listen finden 🙂