Warum regional?

Oft hören wir, dass wir die heimische Wirtschaft stärken müssen, unsere Bauern unterstützen und unseren CO2-Fußabdruck verkleinern sollen. Außerdem zeichnen sich etwa spanische Tomaten im Winter vor allem durch eins aus: faden Geschmack.

So manche mögen schon davon gehört haben, dass in solchen Nährlösungs-Lampen-Tomaten, deren Wurzeln nie Erde gesehen haben, viel weniger Vitamine drin sind, als sie sein sollten. Aber es steckt noch so viel mehr dahinter! Es spricht so viel dagegen, regelmäßig „frische“ Pflanzen zu kaufen, die bei uns gerade nicht Saison haben oder gar nicht wachsen würden!

Thermische Wirkung

Einerseits hat Nahrung auch immer eine thermische Wirkung auf den Körper. Diese ist je nach Klimazone perfekt abgestimmt, um uns das Leben zu erleichtern. So kühlen uns zum Beispiel stark wasserhaltige Früchte wie Wassermelone, Tomate, Gurke und Paprika. Wärmend wirken hingegen eher Kürbis, Petersilienwurzel und Kohlsprossen, die sich gut lagern bzw. auch im Winter frisch ernten lassen.

Wirtschaftliche Folgen

Andererseits will ich auch beleuchten, wie wirtschaftlich es nun wirklich ist, aus der Ferne zu kaufen. Wir unterstützen nicht unsere heimische Wirtschaft und enthalten den eigenen Bauern unsere Kaufkraft vor. Doch wohin geht unsere Kaufkraft?

Wenn wir im Winter regelmäßig spanische Tomaten oder chilenische Erdbeeren, oder auch alles was gerade nicht Saison hat im Wechsel, dann unterstützen wir damit bekanntermaßen großen Energieaufwand für lange Transportwege. Wir kennen inzwischen viele Konzerne beim Namen, sogar einzelne Spritzmittel. Wir kennen die Saatgut-Problematik, und wie die Kleinbauern von den Konzernen, die wir unterstützen, eingestampft werden.

Was für mich neu war

Cashews und andere Nüsse sind in den eigentlichen Herkunftsländern meist teurer und trotzdem nur in schlechterer Qualität verfügbar, als es sie bei uns zu kaufen gibt. Alle Bauern und Produzenten reißen sich um Export-Verträge, weswegen die einheimische Bevölkerung sich mit überteuerter, minderwertiger Ware zufrieden geben muss. (Bericht aus erster Hand von einer Brasilianerin)

Das ist aber leicht zu verdrängen.

Schließlich kennen wir keinen spanischen Kleinbauern persönlich. Wir wohnen auch nicht nahe dem Naturschutzgebiet, von dem das Wasser für usnere Tomaten abgegraben wird. Sonst müssten wir sie schließlich nicht so weit durch die Welt karren lassen.

Und die Spritzmittel können so schlimm doch nicht sein, bis jetzt sind wir noch alle groß geworden. Unsere Mamas sind außerdem auch noch fit, und die konnten sich damals kein Bio leisten. Bei uns werden die schließlich auch eingesetzt. Und wir kennen zwar keine heimischen Bauern persönlich, oder die Leute, die angeblich Atembeschwerden bekommen, wenn auf dem Feld neben ihrem Garten gespritzt wird, aber wenn das wirklich so schlimm wäre, würde Vater Staat uns doch sicherlich schützen.

Was spricht also sonst noch dagegen?

Manchen ist vielleicht bewusst, dass die Früchte wegen des Transportweges und der Regal-Lebenszeit, die schließlich möglichst lang sein soll, unreif geerntet werden. Die Qualität der Produkte leidet darunter natürlich entsprechend. Schließlich haben sie viel weniger Möglichkeit, die von uns so dringend benötigten Nährstoffe aufzunehmen und in für uns gut verwertbarer Form zur Verfügung zu stellen. Zwar sind unsere Böden schon unglaublich ausgelaugt, aber auch unsere müden Böden haben noch eine ungleich vielfältigere Zusammensetzung, als synthetische Nährlösungen. Meist kann man den Unterschied deutlich schmecken. Vorausgesetzt natürlich, man kennt den eigentlchen Geschmack der reifen, frischen Früchte. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich.

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Verlust durch Verderben

Ebenfalls ein wichtiger Faktor ist, wieviele Früchte dem Transport zum Opfer fallen. Eine Druckstelle, und schon macht sich Fäulnis breit. Allein wenn ich vom Bauernmarkt nach Hause komme, weisen einige der weichen Früchte kleine Verletzungen auf, die während des Heimtransportes entstanden sind. Wenn ich es früh genug sehe, dann esse oder verarbeite ich diese möglichst sofort, aber im Handel interessiert das niemanden. Die Produkte könnten nicht verkauft werden. Das verteilen an Personal ist wahrscheinlich illegal, würde zu viel Zeit kosten, oder das Unternehmen will den Angestellten einfach nichts davon abgeben. So landet allein wegen der Transportwege 40% der frischen, indischen Lebensmittel im Müll. Am Bauernmarkt wird die Ware hingegen oft an Mitarbeiter oder sympathische Kunden verschenkt.

Der andere Tierschutz

Weiter geht es mit Übersee-Transporten. Ich bin nicht im Detail darüber informiert, wie die Lebensmittel und vor allem Bio-Ware vor den Giften geschützt werden, wenn die Begasungsmittel in den Containern eingesetzt werden, aber ich befürchte, nicht gut genug. Schließlich geht es dabei darum, alle Tiere die eventuell zwischen den Waren versteckt sind, zu töten. Das Container-Handbuch scheint mir Recht zu geben. Ich zitiere:
„Das Verfahren des Einstäubens oder Einspritzens von Insektiziden in die zu entwesende Ware hat den Vorteil, dass es über einen längeren Zeitraum vor Neubefall schützt; der Nachteil liegt in der Toxizität dieser Insektizide, deren Rückstände lange in der Ware verbleiben.“

Giftige Dämpfe

Werden die Container dann am Zielort geöffnet, ist jeder gut damit beraten, sich beim Öffnen nicht vor die Türen zu stellen, wenn man nicht umkippen will. Leider werden die begasten Container aber oft nicht ausrecheind gekennzeichnet, sodass es hin und wieder vorkommt, dass Arbeiter beim Öffnen der Container eine kräftige Dosis abbekommen. Und auch wenn sie gekennzeichnet werden, belasten die Gifte langfristig stark die Gesundheit der Menschen, die hnen oft ausgesetzt sind. Das sind also nicht nur anonyme Kinder der dritten Welt, die wegen Pestiziden krank werden. Auch bei uns werden Leute dank der Globalisierung krank.

Überfluss

Die Ware wird dann aus den Containern ausgeladen und zuerst in Verteiler-Zentren, oder direkt in ein Supermarkt-Lager gebracht. Dann erst werden die Waren dem Konsumenten zum Kauf angeboten. Wenn die Geschäftsleitung sich verkalkuliert und zu viel von etwas bestellt, wird ein weiterer Teil der Ware ungenießbar. Meistens soll so viel zur Verfügung gestellt werden, dass nur wenig weggeworfen werden muss. Es soll immer etwas da sein, dem Kunden wird Überfluss suggeriert. Der Preis dafür wird mit jedem gekauften Produkt an den Kunden übertragen. Wir finanzieren also diese inzwischen völlig absurde und meines Erachtens nach irrtionalen Dekadenz.

Umdenken und kreative Lösungen

Der Grad der Verschwendung und der Aufwand der betrieben wird, um uns mit absolut minderwertigen Produkten zu versorgen, die manchmal unseren Körpern mehr schaden als nutzen, ist himmelschreiender Wahnsinn, wenn man genauer darüber nachdenkt.

Es ist deshalb zum Beispiel absolut lohnenswert, die Kunst des Konservierens wieder zu erlernen. Zu trockenen, einzulegen, einzukochen was das Zeug hält. So kann man auch im Winter Tomaten essen – in einer Form, die den Temperaturen angemessen ist. Und mit der Gewissheit darüber, was man gerade isst und wie es verarbeitet wurde. Verzicht ist nicht notwendig, und ab und zu mal „frisches“ Gemüse im Winter finde ich auch absolut vertretbar. Das ließe sich aber vielleicht sogar in einem eigenen kleinen Gewächshaus realisieren, dann wäre es wirklich frisch. Mir ist jedenfalls wichtig, die Alternativen zu erforschen. Zu lernen, wie es denn eigenltich ohne Supermarkt ging, und es dann auch zu leben. Denn es fühlt sich so richtig und gut an, die Verantwortung für meine Nahrung zu übernehmen!

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

4 thoughts on “Warum regional?

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