Wir dürfen krank sein

Ich glaube an die Weisheit der Natur, und werde in meinem Glauben immer wieder bestätigt. Warum sollte ich also den Prozessen des Körpers, der verkörperten menschlichen Natur nicht vertrauen?

Bei kleinen Kindern sieht alles schnell sehr dramatisch aus.

Ängste kommen hoch, und wir sind heftig damit konfrontiert, wie wenig wir kontrollieren können. Wenn das Kind noch nicht sprechen kann umso mehr.
Wer zum ersten Mal ein fiebriges, schlappes Baby im Arm hat, wird kaum entspannt bleiben. Auch mit einem älteren Kind ist es beeindruckend, die Wucht einer Krankheit begrenzt auf so einen kleinen Körper zu erleben.

Und trotzdem fühle ich, dass auch in diesen kleinen Körpern die Prozesse möglichst ungestört ablaufen sollen.

Es passiert immer etwas. Es gibt immer einen Grund dafür, dass der Körper dieses Geschehen eingeleitet hat. Ein wichtiger Ausscheidungsprozess, für den anderes lahmgelegt werden muss? Erschöpfung nach einer stressigen Zeit?

Es ist nicht immer klar absehbar, wo was herkommt.

Aber meine persönliche Erfahrung ist, dass ich bei großartigen Interventionen entweder Zeit und Energie verschwende, oder kurz darauf nochmal das Gleiche in milderer Form bekomme.
Sollte es um das Vermeiden bleibender Schäden oder gar des Todes sein, ist ein Abschwächen und Verzögern natürlich absolut angebracht und wünschenswert. 

Diese Grenzen sind aber bei herkömmlichen Krankheiten und gesundheitlich mittelmäßig bis guten Voraussetzungen selten so schnell erreicht, wie oft befürchtet wird.

Da ich aus einer Familie mit einer Ärztin komme war mir „zum Arzt gehen“ lange völlig fremd, und behandelt wurde meist mit Homöopathie. Für mich fühlte es sich als Kind oft ziemlich sinnlos an, aber die Kügelchen waren süß, also aß ich sie gerne.

Insofern war es mir auch fremd, wichtige Arzneien einnehmen zu müssen.

Dass bei meiner ziemlich heftigen eitrigen Angina die Zuckerkugeln geholfen haben, ist aber Angesichts des Verlaufes meiner Meinung nach sonnenklar, und damit der Nutzen der Homöopathie für mich persönlich nicht abstreitbar.
Damals wollte ich lange keine Hilfe, aber nach zwei Wochen immer schlimmeren Schmerzen strahlte die Angina dann schon ins Ohr aus. Damit war dann die Grenze erreicht, weil keine Besserung in Sicht war, sondern sich alles weiter zu verschlimmern drohte. Ich habe dann eine Hochpotenz bekommen. Mir ging es sehr schnell besser und ich war spätestens drei Tage später wieder richtig fit.

Auf mich üben Pflanzen und daraus hergestellte Präparate allerdings eine ungleich stärkere Anziehung aus.

Homöopathie ist sehr komplex und für mich wenig greifbar. Wenn ich aber in den Garten gehe, leuchten mich immer wieder bestimmte Pflanzen an, zu denen ich dann wirklich eine Beziehung aufbauen kann. Es ist dann einfach für mich, mir ihre Eigenschaften und Wirkweisen zu merken, und ich lerne, sie auf mehreren Ebenen wahrzunehmen und zu fühlen und mein Wissen abzurufen.

Damit habe ich dann meine Apotheke immer um mich herum, muss nur pflücken was ich brauche. Alles ist schon da. Das entspannt.

Außerdem darf ich auf eine laaaaaaaaaaaaange Geschichte von selbst durchlebten Krankheiten zurückblicken. Und ich bin noch nicht mit allem durch. Manche der Krankheiten waren sehr heftig, andere mit milderem Verlauf. An meine Borreliose mit Hirnhautentzündung mag ich zum Beispiel noch immer nicht recht glauben, weil ich vor und nach der Behandlung keinerlei Unterschied an meinem Zustand feststellen konnte. Aber ich erinnere mich an die Lumbalpunktion und die 14 Tage Antibiotika-Infusionen. Letztere haben aber sicher nicht meine gravierenden Verdauungsstörungen begünstigt. So etwas würden Antibiotika nie tun.

Meine Nesselsucht hat dafür niemanden interessiert.

Niemand wusste, was es war, aber Cortison würde sicher helfen. „Jaaaajaaaaa, Neurodermitis.“, sagte mir der schwerbeschäfigte Oberarzt der Hautambulanz, als ich mit Lymphstau im Fuß ankam und endlich wissen wollte, was mit mir los war. Mir war in der Schule deswegen schwindelig geworden, darum humpelte ich ein paar hundert Meter zum nächsten Krankenhaus. Ein Unfallkrankenhaus, in dem mir ein recht unerfahrener Arzt eine Salbe verschrieb und meinte, ich solle halt jetzt zwei Wochen mal nicht gehen. Mitten im Prüfungsstress.

Ich habe geheult. Es tat nämlich auch richtig weh.

Ich hatte diesen Ausschlag schon ein paar Mal gehabt und hatte die Haut beim Aufstechen und ausdrücken der Blasen so gereizt, dass es schlimmer wurde. Deshalb hatte ich diesesmal ausgehalten und nichts gemacht, mit dem oben beschriebenen Resultat. Auf der Hautambulanz im nächsten Krankenhaus wurde wenigstens umgehend das Skalpell gezückt und immer wieder aufgeschlitzt, weil die Lymphe die Schnitte wieder verklebte. Damit waren wenigstens der Druck in meinem Kopf und der Schwindel weg. Mir wurde auch gesagt, dass es sicher nicht ansteckend ist und ich es aufschneiden darf. Solcherlei Erfahrungen habe ich mit Ärzten einige Male gemacht, wenn auch nicht in der Dramatik.

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Alles, was mir wirklich geholfen hat habe ich mir selbst erarbeitet.

Eine Ausnahme bildet wahrscheinlich die Depression, als ich 15 war. Da brauchte ich Menschen.
Ich wurde in der Klinik toll betreut, und habe mir vor allem aus den verschiedenen Therapien unglaublich viel mitnehmen können. Die Tabletten hätte ich aber wahrscheinlich nicht gebraucht. Vor Allem nicht, wenn ich noch enger begleitet worden wäre.
Die Tabletten haben aber ganz sicher übel in meinen Hormonhaushalt eingegriffen, und es ist gut möglich, dass sie unter anderem meine darauffolgenden jahrelangen, teils sehr schweren Schlafstörungen begünstigt haben.

Ich habe sehr vieles am eigenen Körper durchleben dürfen.

Somit hat sich auch ein ganz gutes Gefühl dafür entwickelt, was gerade passiert, wie ernst es ist und was man tun könnte, um zu unterstützen.
Diese Hysterie bezüglich kranken Menschen, ob nun groß oder klein, ist mir insofern sehr fremd. Bei Krankheit schaue ich erstmal zu, was denn eigentlich los ist. Welcher Prozess hier gerade abläuft, und warum. Erst dann kann ich, wenn es sich richtig anfühlt, gezielt Maßnahmen ergreifen um zu sehen, wie man den Ablauf erleichtern kann.

Aber wenn mein Kind mir sagt, es will keine Medizin, werde ich das respektieren solange ich kann.

Das hatten wir nämlich wirklich schon einige Male. Wochenlanger Husten, bei dem teilweise gebrochen wurde und es aussah, als hätte er Angst zu ersticken – nichtmal Tee wurde angenommen. Gerade halt, dass er Honig akzeptiert hat.

„Nein Mama, das geht von selbst weg. Mein Körper heilt das ohne Hilfe.“

Naja, was soll ich dazu sagen? Wenn ich keine ernsthafte Gefahr sehe, und noch genügend Ressourcen habe, um mein krankes Kind weiter zu pflegen.. Noch dazu kann mir ja niemand garantieren, dass die Medizin, die ich meinem Kind hinunterzwingen müsste, wirklich hilft.

Deswegen sorge ich lieber vor.

Mit Ernährung, indem ich mich über die üblichen Krankheiten und den Umgang damit infomiere und dem Rattenschwanz der sonst noch mit gesundem Leben zu tun hat. Aber alles kann ich eben nicht kontrollieren, und so schlittern wir dann hin und wieder doch in Situationen, wo jemand eine Weile außer Gefecht ist. Das gehört eben zum Leben dazu.

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

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