Die Vagina – Bestandsaufnahme und Verwendung

Triggerwarnung – Im Text kommen vulgäre Ausdrücke zur Beschreibung der Vagina vor, sowie Beschreibungen von Beschneidung bei Frauen.

Die Scheide, auf Latein Vagina, bezeichnet ein ‚von Schleimhaut ausgekleidetes Rohr‘, wie eines meiner Naturheilkunde-Bücher sagt. Treffender bezeichnet ist sie aber eher ein weich zusammengefallener Schlauch, von verschiedenen Muskelschichten umgeben.

„Scheide“ kommt übrigens von „Schwertscheide“.

Keine ansprechende Vorstellung, dass meine Scheide einem Schwert Heimat bieten soll. Brrrrrrrr.
Sheri Winston sagt dann lieber „Pussy“ oder „Yoni“. Andere wollen die äußeren Bereiche mitbenannt wissen, und sprechen von der „Vulvina“ – Vulva und Vagina zusammen. Für die „Scham“ gibt es viele kreative Bezeichnungen, die mal mehr, mal weniger Wertschätzung ausdrücken: Loch, Muschi (Muschel), Möse, Dose, Fotze, Lustgrotte, Analoberhaupt, Crashzentrum, Edelpflaume, aufgeplatzter Igel, Fickschlitz, Pimmelgarage, Kamelfuß, Pipibox, Haartruhe, Fut, Feige,..
Es wurden teils auch gezielt als schön empfundene Begriffe gesammelt. Darunter finden wir Allerheiligstes, Aphrodite, Honigtöpfchen, Lockenkopf, Lotusblüte, Tor zum Himmel, Tempel und Südpol.
Mir gefällt der Klang des Wortes Vagina, deshalb bleibe ich vorerst dabei.

Vagina
Originale Quelle nicht nachvollziehbar.

Was dabei bezeichnet wird, variiert.

Die Vulva bezeichnet die äußerlich sichtbaren Geschlechtsmerkmale zwischen den Beinen. Das sind die Schamlippen und die Klitoris. Die Vagina bezeichnet den Muskelschlauch der Vulva und Gebärmutterhals, die Cervix, verbindet. Die Cervix ragt von oben in die Scheide hinein.
Hinterm Schambein befindet sich die Harnblase, das Ende der Harnröhre befindet sich knapp unter der Klitoris. Manchmal weiter außen, manchmal weiter innen am Scheideneingang. Die Scheide führt unter dem Harnleiter nach hinten, und macht entlang der Harnblase eine Kurve nach oben, wo sie sich weitet, um der Cervix Raum zu geben.
Die Cervix ist das untere Ende der Birnenförmigen Gebärmutter, die sich entlang der Harnblase nun Richtung Schambein krümmt, wo sie von den Mutterbändern mit dem Scheidenschlißmuskel verbunden werden.
Wenige Tage vor dem Eisprung wird der Muttermund weich und ist leicht geöffnet. Davor und danach ist er eher hart und fest verschlossen. Dabei ist er zu unfruchtbaren Zeiten tiefer liegend und leichter zu ertasten, zu fruchtbaren Tagen hingegen schwieriger zu erreichen.
An den Seiten der Gebärmutter hängen die Eierstöcke. Sie werden von den Eileitern bekuschelt, die aber nicht fest mit ihnen verbunden sind.

Gewaschen wird nur äußerlich, mit Wasser.

Die Vagina reinigt sich selbst, und bringt das nach draußen, was weg soll. Laboriert man mit Intimseifen oder ähnlichem herum, steigt das Risiko für Ungleichgewichte der Scheiden-Flora.
Jetzt mache ich mich vielleicht unbeliebt – das Schamhaar bietet hier eine Art Reserve für die ‚guten‘ Bakterienstämme. Es schützt, und darf gerne stehen bleiben.

Wenn du das alles schon wusstest, gehörst du zu den Top-Informierten.

Dir ist dann sicher auch klar, warum es schrecklich pervers ist, einer Frau, die während einer Geburt einen Dammriss erlitt, danach enger zu nähen als sie vorher war.

„Und der ist für Sie.“ – Beim letzten Stich mit Augenzwinkern zum Partner.

Das kann das Sexualleben des Paares ganz grauenhaft beeinträchtigen, weil es bei jeder Naht zu unangenehmen Verwachsungen und Verhärtungen kommen kann. Und weil es viel schwieriger wird für die Frau, auch Freude an der Empfängnis eines Penisses in ihrer Aphrodite zu haben, wenn ihr Scheideneingang sehr eng ist.

Ich sage bewusst: Der Eingang.

Es gibt nämlich Frauen, die lassen sich das Jungfernhäutchen wieder zusammen nähen. Oder sie lassen einen Kaiserschnitt vornehmen, um ihre Vagina nicht zu beanspruchen.
Neben anderen Frauen, die bei der Geburt teils heftige Dammrisse nicht nähen lassen. Sie haben danach also eine weiter geöffnete Vagina als vorher, und trotzdem die Möglichkeit auf ein erfülltes Sexleben, mit Freude an Penetration für Frau und Mann.

Es ist ja nur der Eingang verändert, nicht der ganze Muskelschlauch.

Bei Beschneidungen von Frauen, bei denen meist die Klitoris, manchmal auch die inneren Schamlippen entfernt werden, wird danach oft genäht. Auch sehr eng genäht. So eng, dass manchmal die Menstruation nicht richtig abfließen kann.

Schöne, erfüllte Sexualität ist dann eher schwer zu erreichen. Bleibt aber möglich!

Im übrigen hat entgegen landläufiger Meinung die Enge bzw Weite der Vagina nicht nur etwas mit sexueller Aktivität zu tun, oder wieviele Kinder schon geboren wurden. Es kommt auf die Muskeln an. Sind sie straff und elastisch?

Dann macht Sex Spaß.

Nach einer Geburt können sie allerdings etwas ausleiern. Sie mussten sich schließlich weeeeeeit und laaaaaang und weeeeeeich machen, um ein ganzes Kind durch zu lassen. Das dauert dann manchmal, bis alles weider in Form zurück geht. Ganz sicher dauert es, bis alles wieder zusammengewachsen ist, nach einem Kaiserschnitt.
Auf Nummer sicher gehen, und damit Senkungen von Darm oder Gebärmutter vorbeugen, kann man zb mit Bauchtanz, Catienica und anderen Methoden, bei denen das Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung stattfindet.
Training mit Liebeskugeln, Kegel-Übungen und ähnlichem sind weniger ratsam.

Sie können die vaginale Muskulatur zwar enger machen, aber auch verkrampft.

Verkrampfte Vaginas gibt es auch z.B. auch nach traumatischen Erlebnissen, wie etwa einer schlimmen Geburt. Manchmal kann dann nicht einmal ein Tampon eingeführt werden. An Sex ist dann also kaum zu denken, und der Beweis geliefert, dass man frau nach der Geburt enger sein kann als vorher.

Das geht allerdings auch ohne Trauma, mit dem nachher enger sein als vorher.

Bei wem das nicht der Fall ist, möge sich mit der Catienica-Methode und anderen Übungen, bei denen der Beckenboden bewusst angespannt und wieder entspannt wird, behelfen. Falls beim Sex die Weite als störend empfunden wird, kann frau sich mit Beinen relativ eng beieinander und Becken leicht nach oben gekippt behelfen. Ungeübte Liebhaber sollen dabei dem Risiko von vorzeitiger Ejakulation ausgesetzt sein.

Heilung des Schoßraumes ist möglich.

Wie bei jeder Verletzung muss dafür der Schmerz Raum bekommen um gehen zu können. Danach braucht es viel Achtsamkeit, um den Raum neu zu prägen.
Waris Dirie, die als Kind beschnitten wurde, schrieb in einem ihrer Bücher, dass sie den Sex mit ihrem Mann genießt, aber aufgrund des Fehlens der Klitoris keine Orgasmen erlebt. Ich hoffe, sie konnte inzwischen an sich selbst erfahren, dass auch ohne Klitoris Orgasmen möglich sind.

Frauen, erobern wir unsere Körper zurück!

Sexualpartner*innen können uns helfen, sie zu genießen, und wir können ihnen große Freuden damit schenken. Wir können gemeinsam große Freuden teilen. Aber um das zu können, müssen wir uns erstmal selbst kennen. Was mag ich? Was mag ich nicht? Wie funktioniere ich überhaupt? Kann ich das alles, vor allem auch meine Grenzen, kommunizieren?

Will ich wirklich Sex?

Oder fehlt mir eigentlich Lebensfreude? Verbundenheit? Anerkennung? Wertschätzung?

Wenn ich meinen Körper nicht kenne, und mir dann von jemand anderem zeigen lasse, wie ich funktioniere, gebe ich ein Stück Verantwortung ab. Ich muss geheilt werden. Mir beibringen lassen, was das beste für mich ist. Am schlimmsten finde ich, wenn dafür auch bezahlt werden muss. Und damit meine ich nicht Erklärung, Aufklärung, Begleitung. Sondern die ‚Sex-Heiler‘, die sich unter anderem dafür bezahlen lassen, Frauen mit ihrem Penis von sexuellen Traumata zu heilen. Oder Frauen die ohne Penis jemanden ‚befreien‘.

Heilen kann sich meiner Ansicht nach jeder nur selbst.

Es kann Reisebgeleiter auf unserer Expedition geben, aber keine Fremdenführer.
Wenn ich weiß, wie mein Körper funktioniert, was ich mag, und wie was mit mir gemacht werden darf, fällt es mir viel leichter, zu vertrauen und mich hinzugeben. Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, was mir gefällt. Und ich kann jederzeit Stopp sagen oder eine andere Richtung einschlagen, wenn ich nicht mag, was passiert.

Für manche mag das neu sein, aber viele Frauen wissen tatsächlich nicht genau, was sich für sie gut anfühlt.

Sie sind so abgeschnitten von ihrer Selbstwahrnehmung und Selbstwertschätzung, dass sie einfach Pornos und andere Stereotypen nachspielen und glauben, so ist Sex eben. Sex gilt als gut, wenn er nicht weh tut, und ist vorbei wenn er ihr ins Gesicht spritzt. (Wie wissen dann eigentlich zwei Frauen, wann der Sex vorbei ist?)
Da kommt es dann tatsächlich zu Frauen, die Analsex erlauben obwohl sie dabei schreckliche Schmerzen haben. Regelmäßig.

Weil er das mag.

Es gab eine wirklich haarsträubende Geschichte, wo die Frau sich einfach nicht getraut hat, mit ihm darüber zu sprechen, und sich regelmäßig überwand, weil sie Angst hatte, ihn vor den Kopf zu stoßen! Als sie dann doch endlich ihren Mut zusammengenommen hatte, und sagte sie will das nicht mehr, meinte er überrascht, er hätte nicht gewusst, dass es ihr nicht gefallen hatte. Dümmster Kommentar der dazu kam: Hätte er doch merken müssen.
Da möchte ich gern meinen Kopf gegen Wände schlagen.

Nein!
Hätte er nicht!
Wir müssen selbst klar machen, was mit uns gemacht werden darf, und was nicht!
Wir müssen uns selbst so sehr wertschätzen, dass wir uns schöne Sexualität gönnen!
Wirklich erfüllende Sexualität!

Um Anregungen für neue Expeditionen zu geben erzähle ich euch jetzt noch von den Schwellkörpern der Frau. Von denen weiß tragischerweise kaum jemand! Dabei machen sie unsere Vagina doch erst zur Lustgrotte!
Die Spitze der Klitoris, kennen inzwischen fast alle. Die ist aber nur die Spitze des Eisberges.

Wir Frauen haben genau soviel Schwellkörper-Gewebe wie Männer.

Bei uns ist es allerdings in meherere schwammige Pölster aufgeteilt, und die Klitoris ist der kleinste davon. Sie hat eine Vorhaut und eine Eichel, welche am Ende des Schaftes nach vorne ragt, während die viel längeren Schenkel entlang des Schambogens nach unten verlaufen, bis auf eine Tiefe von etwa der Mitte des Scheideneinganges. Direkt darunter fügen sich die Schwellkörper der äußeren Schamlippen ein, die wie ein umgedrehtes V das Tor hüten. Kurz nach dem Scheideneingang befindet sich der „G-Punkt“, der besser „G-Fläche“ hieße. Er umschließt die Harnröhre, und bildet das weibliche Ejakulat, das aus der Harnröhre austritt, aber andere Qualitäten aufweist. Als letztes nenne ich den „Damm-Schwamm“, welcher sich hinter dem Damm zwischen Scheiden- und Darmwand befindet.

Kleinere Bereiche mit Schwellkörper-Gewebe finden sich bei Mann und Frau an den Brustwarzen und Vorhöfen, dem Anus, den Lippen, Ohrläppchen und Nasenlöchern.

Schwellkörper
Im Bild sind die größten Schwellkörper, welche sich in den äußeren Schamlippen befinden, und die Mutterbänder,welche die Gebärmutter vorziehen, nicht eingezeichnet.

Jeder einzelne dieser Schwellkörper kann wie die Klitoris stimuliert werden, und zu unterschiedlichen orgasmischen Erlebnissen führen.

Schatzkarte für G- und Damm-Schwamm:
Der G-Bereich wird am besten mit zwei Fingern erreicht, die in der Scheide dann Richtung Schambein gekrümmt werden. Den Damm-Schwamm kannst du mit Daumen in den Anus und ein oder mehrere Finger in der Scheide massieren. Er befindet sich nahe des Eingangs, und schwillt wie alle anderen Schwämme bzw. Schwellkörper bei Stimulation an.

Werden alle Schwellkörper stimuliert, bilden sich zwei Schwellkörper-Ringe, die teilweise übereinander liegen und Penetration zur Glückseligkeit machen können. Die Vulva „erblüht“ und öffnet sich durch die Schwellung. Gleitgel ist zu diesem Zeitpunkt sehr sicher überflüssig.

Auch die Lage der Gebärmutter ändert sich bei sexueller Erregung.

Wie oben erwähnt, ist sie mit dem vaginalen Schließmuskel über die sogenannten Mutterbänder verbunden. Eigentlich handelt es sich dabei aber nicht um Bänder, sondern Muskeln. Diese Muskeln ziehen die Gebärmutter nach oben und vorne, sodass sie nicht mehr in die Vagina ragt und der Penis auch nicht an die Cervix stößt, was zuweilen sehr unangenehm sein kann.

Doch sogar hier gibt es noch etwas zu entdecken!

In der Cervix enden drei große Nervenstränge. Und es gibt Frauen, die ihre Cervix nach eigenen Angaben „erweckt“ haben, und nun auch Cervix-Orgasmen erleben können. Bei den meisten Frauen ist die Cervix eher taub, mindestens unempfindlich. Durch freundliche Aufmerksamkeit soll sie erweckt werden können.

Ist die Cervix allerdings schön hochgezogen, gibt sie den Weg zum Beckennerv frei.

Er ist an zwei Punkten, welche normalerweise von der Zervix verdeckt werden, am Ende der Vaginalhöhle angebunden. Hebt sich die Zervix nun, können die Punkte durch tiefe Penetration angenehm stimuliert werden. Dann können kräfige Stöße zum Genuss werden, die bei niedrig stehender Cervix eher Schmerzen verursachen würden.

Der weibliche Körper sollte also wirklich erst eine deutliche Einladung aussprechen, bevor die Vagina penetriert wird.

Viel zu entdecken!

Viel Spaß!

Zur Sicherheit:
– Penetration erst, wenn die Vagina gut durchblutet und richtig feucht ist.
– Im Bedarfsfall auf Schwangerschafts- und Krankheitsverhütung achten.
– Was im Popo war wird gewaschen, bevor es nochmal in die Vagina darf.

Cuntcake

Ein Buch zum Thema mit vielen Illustrationen, die das Verständnis der Zusammenhänge erleichtern, gibt es von Hebamme und Sexologin Sheri Winston. Den ersten Teil fand ich etwas langweilig, auch Sprache und esoterische Komponente ist sicher nicht für jeden was, aber das anatomische Wissen darin fand ich höchst interessant.

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Hier schreibt Mira. Hauptberuflich Lebenskünstlerin mit Fokus auf Heilkunde, Mutterschaft und die Entfaltungsprojekte.

9 thoughts on “Die Vagina – Bestandsaufnahme und Verwendung

  1. Das „hättest du doch merken müssen“ kenne ich aus meiner Vergangenheit. Nein, ich habe es nicht gemerkt. Und dann kam viel tantrische Erfahrung. Heute würde ich es vielleicht merken – ich bin deutlich achtsamer geworden. Und doch kann man nicht oft genug betonen, dass man nur eine so vielfältige und tief gehende Sexualität erleben kann, wie man bereit ist, seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.

    Ich selbst habe mich damit lange schwer getan. Ich habe nie viel geredet – ich habe es so gelernt. Wie viel befreiender ist meine Sexualität, jetzt, wo ich den Mund aufmache! Ich kann es allen nur empfehlen. Egal ob Mann oder Frau. Ich gestalte aktiv, was mit mir geschieht und gemacht wird. Und ich kann sicher gehen, dass meine Partnerin ihre Wünsche äußert. Das macht es um ein Vielfaches unverkrampfter.

    Danke für den Buchtipp. Empfehle ich gerne weiter. Das interessanteste, was ich beim „Tantra“ feststellen durfte: Wie wenig Frau und Mann über ihren Körper wissen. Selbst jene, die sich durch Tantra ja sehr intensiv mit ihrer Sexualität auseinandersetzen.

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