Achtung, hier werden meine Fragen über Lesben sehr offen und eventuell nicht politisch korrekt beantwortet.
Wer mich kennt weiß, dass ich direkte und teils extrem unangenehme Fragen stelle.
Weil mich die Antwort ganz ehrlich interessiert!
So freue ich mich immer wieder, wenn sich jemand meiner erbarmt, und mir manche davon (aus der subjektiven, eigenen Sicht) beantwortet.
Dieses Mal war es Stephi Göhre die mir auch erlaubt hat, unser Gespräch hier zu veröffentlichen, das aus der Titel-Frage entstand.
Wie hast du bemerkt, dass du lieber mit Frauen intim bist?
Bemerkt habe ich es mit 14, als ich mich in meine lesbische Lehrerin verliebt habe.
Nach außen hin gelten homosexuelle Frauen teils als vermännlicht.
Mir scheint, dass dieses Auftreten sich langsam aufweicht. Wie erlebst du das, als Teil der Szene?
Wie spiegelt sich dieses nach außen hin eher maskuline Auftreten auf Beziehungen und Sexualität aus, falls du dazu etwas sagen kannst?
Natürlich gibt es sehr viele maskuline Frauen, würde mich selber auch als mehr maskulin beschreiben. Mir selber kommt es aber so vor, als ob immer mehr feminine Frauen bi oder lesbisch sind. Habe ja nun auch ein paar Jahre auf dem Buckel (sie ist 28), und da ist es mir aufgefallen, dass in meinem persönlichen Umfeld immer weniger maskuline Frauen lesbisch oder bi sind, bzw halt mehr sehr weibliche Frauen.
Verstehe ich richtig, dass sich das Bild der „Durchschnittslesbe“ jetzt hin zu femininerem Auftreten ändert?
Mir persönlich ist es in den letzten Jahren aufgefallen, dass sich in meiner Umgebung immer mehr feminine Lesben einfinden. Keine Ahnung warum.
Es gibt echt viele, von denen ich selber nicht gedacht habe, dass es welche wären. Normalerweise erkennt man Lesben auch ohne, dass sie all zu maskulin sind.
Sex unter zwei Frauen ist sicher so vielfältig wie der Sex unter Männern und Frauen.
Manche Leute glauben, Lesben vögeln dann eben mit Umschnalldildo – kannst du uns aufklären? Stimmt das überwiegend?
Also ich stehe gar nicht auf Dildos. Finde ich unsinnig, da kann ich ja auch mit einem Mann pennen.
Ja, wir habe auch sehr viele Möglichkeiten. Gibt auch ein lesbisches Kamasutra und Buch.
Ich muss sagen, ich bin asexuell, also mir reicht kuscheln, brauche fast keinen Sex. Keine Ahnung warum.
Was kommt ansonsten häufig zum Einsatz?
„Braucht“ man für befriedigenden Sex unter Gleichgeschlechtlichen spezielle Tools?
Nein, wir haben ganz normal Sex, auch ohne Tools. Wer sich mal selbst befriedigt hat, weiß, wie es sich anfühlt mit den Fingern. Nur, dass es jemand anderes tut, mal sanft, mal etwas härter oder mit der Zunge. Gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Muss jeder selber herausfinden, was ihm am besten gefällt.
Der Vorteil, wenn man es ansonsten darf, mit Frauen zu schlafen ist halt auch, dass sie genau wissen, was sie selbst wollen und dies bei der Partnerin anwenden. Ich finde, Frauen können sich besser in die andere Person hineinversetzen und vorausahnen, was diese will oder braucht.
Ich kenne aus der gemischtgeschlechtlichen Sexualität eine Art Vereinigung.
Hast du Erfahrung damit, ob bei gleichgeschlechtlicher Sexualität diese Vereinigung leicht möglich ist?
Ja, eine Vereinigung ist möglich.
Ob es einfach ist weiß ich nicht, kommt halt auf die Personen an. Die eine ist etwas verklemmt oder schüchtern und hat Angst davor, andere sind zu grob… Es muss einfach passen. Es müssen sich halt zwei Menschen finden, die zueinander passen. Was aber oft nicht so leicht ist.
Du stehst auf Frauen, und siehst in den Medien ständig Mann-Frau-Sexualität.
Wie geht es dir damit? Was macht das mit dir?
Das stört mich nicht, mit den Heteros.
Wie gesagt brauche ich nicht unbedingt Sex. Bei manchen Beiträgen (die ich manchmal doch recht lustig und interessant finde) stelle ich auch gerne Gemeinsamkeiten mit uns fest und vergleiche.
Jeder sollte seine eigene Sexualität ausleben, egal mit wem, nur nicht mit Kindern und Tieren.
Ich sehe keinen Unterschied zwischen Heteros und Homos. Für mich sind alle Menschen gleich, außer Kinderschänder und Vergewaltiger.
Außerdem ist es so, dass man sich seine Sexualität nicht immer aussuchen kann. Bzw diese nur selten selber wählt.
Wie sind die Beziehungen zwischen „den Schwulen“ und „den Lesben“ allgemein?
Schwule und Lesben sind nicht so unterschiedlich wie manche denken.
Bei Schwulen muss man halt nur aufpassen, dass sie nicht so viel tratschen. Habe einige kennengelernt, die nichts für sich behalten können. Ist nicht negativ gemeint, ich mag alle Homos und was es sonst noch an Sexualität gibt, aber manche sind echt Tratschtanten.
Inwiefern unterscheidet sich der tendenzielle Umgang unter Schwulen untereinander und Lesben untereinander?
Innerhalb der Beziehung, im allgemeinen Umgang mit Sexualität,..
Aus der Schwulen-Szene kenne ich es eher so, dass mit der Sexualität sehr wild und freizügig umgegangen wird. Mit lesbischen Frauen hatte ich bisher zu wenig zu tun, um da einen Eindruck zu bekommen.
Wie bei Heteros sind die einen offen und die anderen etwas verklemmt. Da gibt es keinen Unterschied.
Gibt auch verklemmte Schwule. Die meisten Lesben sind offen, was die Sexualität angeht.
Natürlich erzählen wir nicht allem und jedem, wie wir es machen. Aber wenn man ordentlich fragt, bekommt man Antworten auf alles.
Die Beziehungen sind wie eure.
Mit Hoch und Tiefs. Wieder kein Unterschied.
Nur können wir manchmal unsere Liebe nicht so öffentlich zeigen, wie ihr es macht, weil wir doch noch oft komisch angesehen werden.
Die Gesellschaft ist halt doch noch nicht so ganz offen, wie sie sich ausgibt. Das ist der einzige Unterschied.
Du meintest, es gäbe bei Schwulen und Lesben untereinander eher keinen Unterschied.
Der Teil der Szenen, den ich gestreift und von dem ich auch mehr gehört habe, ging schon eher in einer teils sehr promiskuitive Richtung. Ist das in der Form bei lesbischen Frauen auch zu finden?
Ja, sowas gibt es bei Lesben auch. Die halten sich für die Größten, wenn sie möglichst viele flach legen. Die sind wirklich mehr Mann als Frau.
Oh krass, das hatte ich irgendwie nicht erwartet. Vorurteile ahoi!
Und sind die dann teils auch so herzlos zu den „Flachgelegten“..?
Wie geht es dir mit dem Christentum und deinem persönlichen Glauben, in Verbindung mit deiner Sexualität?
Ich bin zwar nicht getauft bzw. noch nicht, glaube aber dennoch an Gott. In meinen Augen hat er uns nach seinem Abbild erschaffen und uns den freien Willen gelassen.
Er akzeptiert uns, seine Kinder, so wie wir sind. Solange wir nicht sündigen bzw. unsere Sünden bereuen.
Klar steht in der Bibel, ein Mann solle sich nicht neben einem anderen Manne liegen. Aber wenn er die Homosexualität nicht will, sie ihn abstößt, wieso hat er sie uns ins Herz gelegt? Oder war es Satan?
Wie ich oben schon sagte, kann man sich seine sexuellen Neigungen nicht aussuchen.
Natürlich wird in der Bibel die Homosexualität verboten, aber andererseits steht das Gebot der Nächstenliebe und da ER uns den freien Willen gab, so sollen wir auch danach handeln. Das Thema ist etwas schwierig.
Aber Fakt ist, ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, mit einem Mann zusammen zu sein. Das weiß ich seit meinem 14. Lebensjahr.
Und wenn ich nach meinem Tod im Fegefeuer bin, und gefragt werde, ob ich es bereue, werde ich Nein sagen.
Ich gehe lieber in die Hölle, als mich gegen etwas zu wehren, was meine tiefsten Gefühle und mein Körper mir sagen.
Natürlich ist es einfach, jetzt von der Hölle zu sprechen, aber ich hoffe, ich habe noch ein paar Jahre, bevor ich da hin muss.
Fühlst du dich zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft zugehörig?
An sich zugehörig fühle ich mich eigentlich nicht. Ich meine, ich glaube an Gott, aber mit einer Gemeinde, oder Sekte oder so, kann ich mich nicht anfreunden, weil jede irgendwo einen Standpunkt hat, mit dem ich nicht einverstanden bin. Das ist ein Grund, warum ich noch nicht getauft bin.
Wie geht es dir allgemein mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung, und dass Zärtlichkeit zwischen Frauen eben doch noch nicht so akzeptiert ist?
In dem Punkt wird eben die Ausgrenzung spürbar, wobei ich sonst sagen muss, dass ich es in meiner Umgebung nicht so direkt spüre.
Natürlich, diese komischen Blicke, wenn man sich küsst oder händchenhaltend durch die Gegend läuft, die gibt es immer, und das ist einfach nur bescheuert. Da kann einem schon mal der Kragen platzen.
Habe einmal als es mir zu bunt wurde zu zwei älteren Leuten gesagt, ob die noch nie ein glückliches Pärchen gesehen haben, das sich liebt. Oder ob es das in dem Jahrhundert, in dem sie geboren wurden, noch nicht gab.
Da sind sie ganz schnell weitergelaufen, nachdem sie sich entschuldigt hatten.
Klar, war fies von mir und habe es auch fast sofort bereut, aber in dem Moment war es mir wirklich zu viel. Es nervt halt einfach und man fragt sich was, noch passieren muss, damit die Menschheit kapiert, dass auch wir Menschen sind. Und keine Kinder essen.
Ich finde es toll, dass sie sich entschuldigt haben. Und gut, dass du das nicht einfach hingenommen hast.
Das mit dem Kinder essen ist hoffentlich kein reales Vorurteil..?
Doch, manche denken wirklich noch immer, wir würden Kinder essen! (lacht)
Das habe ich wirklich alles gehört und teilweise in Blogs gelesen. Das war kein Witz oder Sarkasmus, die meinen das echt ernst.
Ich entschuldige mich im Namen der Menschheit. Wir sind manchmal echt scheiße.
Stephi, ich bedanke mich nochmal herzlich für deine Offenheit und dein Vertrauen! Für mich war es sehr bereichernd, diese Fragen überhaupt stellen zu dürfen, und sogar Antworten zu bekommen!
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Vielen Dank für Ihrer beiden so aufschlussreiches Interview. Es ist echt faszinierend mal so konkret über Homosexualität zu lesen, und zu gleich erschreckend wie die Menschheit damit umgeht.
Ich bin Hetero, doch enthuscht mir immer ein herzliches Grinsen, wenn ich Homopaare sehe, die verliebt Händchen halten.. Dabei gehen mir selbst Gedanken im Kopf herum, wie süß dieses Paar doch ist.
Allerdings, ich muss dazu sagen mein bester Freund ist Homo, ist er leider nach dem Prinzop, jeden den ich flachgelegt habe, muss ich scheiße und wie Dreck behandeln, was mich sehr traurig macht..
Viele liebe Grüße
Julia