Liebe Hannah, du warst nicht nur bei Peta2 aktiv, sondern hast auch einige Bauern kennengelernt, die von Monsanto enteignet wurden.Wie kam es zu deinen Einblicken?
Ich habe vieles über meine Freunde mit bekommen.
Eine Freundin von mir ist mit einem Inder verheiratet. Sie selbst hat schon für eine bekannte Inderin gearbeitet im Bereich ökologische Landwirtschaft. Nämlich bei Vandana Shiva, mit ihrer Organisation für friedliche Landwirtschaft.
Als ich meine Freundin kennen gelernt habe, haben wir beide in einer Art ökologischen Initiative aus Japan gearbeitet. Dort waren mehrere, die sich intensiv mit Monsanto beschäftigten. In der Zeit habe ich vieles an Unfassbarem mitbekommen!
Ich weiß aber lange nicht so viel, wie diese Menschen, die sich täglich mit Monsanto und seinen Abkömmlingen herumschlagen müssen. Die greifen schon in Bereiche vor, das nimmt oft gruselige Ausmaße an.
Vorher konnten sich die Bauern sich mit allem selbst versorgen, nun werden sie zu Monokulturen gezwungen. Wie geht das? Wie konnte das passieren? Und wie haben die Bauern ihre Felder davor bewirtschaftet?
Die Bauern, die ich kennengelernt habe, hatten ihren kleinen Bauernhof mit Gemüse, Tieren und co.
Es gibt unglaubliche viele Fälle, die zum Glück immer bekannter werden, in denen Riesen-Konzerne einfach ihre Plantagen anbauten, dort, wo vorher lokale Landwirtschaft stattfand. Sie haben sich einfach ausgebreitet.
Natürlich gibt es dort kein einklagbares Hausrecht wie hier, welches mit Polizeigewalt durchgesetzt werden würde. Wie hier am Hambacher-Forst zum Beispiel, nur leider verkehrt herum..
Große Firmen können sich quasi nehmen, was sie wollen. Und den Spielraum der nicht vorhandenen Menschenrechte nutzen sie sehr dreist aus.
Die Konzerne bezahlen für den Boden, also gehört er ihnen, egal, was da vorher war oder noch ist.
Betroffenen Bauern bleibt oft nichts anderes übrig, als dann auf den Plantagen zu arbeiten, für Hungerlöhne. Dafür mit gefährlichen Giften, ohne jedweden Schutz.
In den meisten Fällen, auch in den mir bekannten, können sie dann nichts mehr zu Essen anbauen und das Geld reicht nur noch für „Mono“ Getreide.
Sie wurden somit Sklaven ihres eigenen Landes, und fielen unverschuldet in schwere Armut!
Monsanto ist nur eine dieser furchtbaren Firmen. Aber mit eine der schlimmsten und skrupellosesten. Vermutlich bedingt durch Größe und Macht!
Oder die Skrupellosigkeit ist der Grund dafür, dass sie so groß und mächtig werden konnten..
Nestle ist auch so ein Fall. Die ziehen Wasser in Dürreperioden und brennen Wälder samt Mensch und Tier nieder, um Plantagen zu bauen. Und das sind nur die bekannten Meldungen, die wir in den Nachrichten verfolgen durften.
Wer sich nur ein wenig mehr beschäftigt, findet hier Unmengen an Berichten über Landraub, Vertriebene, Ausbeutung und Co.
Bei uns war es so, dass meine Freunde ein ökologisches Konzept entwarfen und mitverfolgten, um gegen solche Systeme vorzugehen. Dadurch hatten sie viel Kontakt bekommen zu Persönlichkeiten, die in der Branche recht bekannt und sehr gut informiert sind.
Wenn man das Ausmaß auf diesem Weg mit bekommt, nicht begrenzt auf eine, wenn überhaupt, tägliche Nachrichten-Zeit von gut fünf Minuten, ist es zutiefst schockierend, dass es überhaupt soweit kommen konnte. Es ist reine Ausbeute, in jeder Form vergleichbar mit frühzeitigen Erzählungen über Landraub und Sklaverei.
Und es ist auf unserem Markt erhältlich, also in unseren Supermärkten – somit auch unsere Verantwortung.
Das trifft auf so gut wie jedes unserer Billig-Nahrungsmittel zu!
Ich kann nur empfehlen, sich bei anständigen Seiten wie „Greenpeace“ oder „Rettet den Regenwald“ zu informieren.
Monsanto wirbt mit angeblichen Vorteilen von gentechnisch verändertem Saatgut, auch für die Bauern. Kannst du das bestätigen?
Nein, die Vorteile kann ich absolut nicht bestätigen! Im Gegenteil sogar. Die Bauern werden nach Strich und Faden verarscht!
Da möchte ich von einem anderen Fall erzählen, der zwar bekannt ist, den ich aber auch selber erleben durfte.
Ein Bauer in Indien hatte sich das günstige, attraktive Monsanto-Saatgut geleistet. Es kam die Regenzeit.
Nach der Regenzeit standen die Felder seiner Nachbarn, doch seines war kaputt!
Ein weiteres Problem ist das „hybride“ Saatgut. Also ein Saatgut, dessen Saat man nicht wieder verwenden kann. Der Bauer ist also darauf angewiesen, sich jedes Jahr neues Saatgut bei Monsanto zu kaufen.
Einen armen Menschen, der nur das Nötigste hat, macht das vollkommen abhängig! Einen Bauern, der gerade seine Jahres-Saat in der Regenzeit verlor, macht das zu einem Verschuldeten oder toten Mann!
Mittlerweile kennt man Monsanto schon, für sein untaugliches bis nutzloses Saatgut. Sie werben damit, dass sie durch Auslese und Kreuzung das beste vom besten nehmen. Doch das ist wie ein Computer, der ein Mensch werden soll – die Programmierung wird nie enden!
Wenn ein Baby zu einem gesunden Menschen heranwächst, kann es dadurch stark werden, dass man es nährt und pflegt. So, wie auch natürliches Saatgut zu einer starken Pflanze heranwachsen kann, wenn man sich gut um sie kümmert.
Vorteile gibt es meiner Meinung nach keine.
Beim Essen bezeichnet man „billig“ als Vorteil. Vorteil auf Zeit vielleicht!
Denn nicht nur die sozialen und wirtschaftlichen, sondern auch die gesundheitlichen Folgen sind ein paar Gedanken wert.
Das Gespräch mit Hannah war an dieser Stelle vorbei – für mich bleiben danach Fragen offen.
Was sind die Vor- und Nachteile von gentechnisch verändertem Saatgut?
Und vor allem: Wie können wir das Ruder wieder herumdrehen?
Die Initiative von Vandana Shiva ist hier unglaublich wertvoll. Auch Menschen wie Bernhard Gruber aus Wels, Österreich, leisten sehr wertvolle Beiträge. Simone hat ein nachhaltiges Kaffee-Projekt gestartet.
Es gibt viele Menschen, die das ihrige tun. Unterstützen wir sie, oder machen wir direkt mit!
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